Langer mit großen Türausschnitten: Der Ford Grand Tourneo Connect im Test

von Paul-Janosch Ersing

Die zweite Generation des Ford-Hochdachkombis erlebte im Jahr 2014 ihre Markteinführung, eine umfassende Überarbeitung folgte im September 2018 – inklusive einer neu gestalteten Bugpartie mit höher positioniertem Kühlergrill. Auch das Motorenangebot wurde auf den aktuellen Stand gebracht. Wir haben uns einen Ford Grand Tourneo Connect mit 1,5-Liter-Turbodiesel und Achtstufen-Automatik näher angeschaut, der gerade bei der Firma Fricke Behindertenfahrzeuge in Wiefelstede umgebaut worden war.

Aus guten Gründen hatte sich eine mobilitätseingeschränkte Kundin den Grand Tourneo Connect ausgesucht. »Das Auto bietet mehr Möglichkeiten der Ausstattung als Modelle anderer Hersteller: Es hat zahlreiche Assistenzsysteme, eine zeitgemäße Unterhaltungselektronik und ein großes Panoramadach«, nennt Geschäftsführer Julian Fricke einige Stärken des Ford-Hochdachkombis. Die wichtigste Eigenschaft sei jedoch der große Türausschnitt der Schiebetüren. »Der war letzten Endes kaufentscheidend, denn die junge Dame nutzt eine vergleichsweise sperrige Gehhilfe.« Diese möchte sie natürlich gern möglichst einfach im Auto verstauen und ausladen können.

Umbaumaßnahmen

Das Ein- und Ausladen der Gehhilfe erleichtert der elektrisch betriebene Ladeboy S2 des schwäbischen Unternehmens Rausch Technik. »Wir haben das Verladesystem individuell mit Alukonstruktionsprofilen an die Abmessungen der Gehhilfe angepasst«, erklärt Fricke. Die Schiebetür auf der Fahrerseite öffnet und schließt vollautomatisch – wahlweise per Fernbedienung oder über einen Schalter an der Armaturentafel.

Weitere Extras ermöglichen es der Kundin, individuell mobil zu sein: Gas geben und bremsen kann sie mit einem eingebauten Hebel per Hand. Der Multifunktionsdrehknauf am Lenkrad steuert Fahrzeugbeleuchtung, Blinker, Scheibenwischer und Hupe. Außerdem wurde für die kalte Jahreszeit eine Standheizung eingebaut, damit die Scheiben schnell eisfrei sind.

Beitragsbild/ Foto: Paul-Janosch Ersing

Design

Chromumrandeter Kühlergrill, mit gleichem Material verzierte Nebelscheinwerfer, LED-Tagfahrlichter und eine glänzende Reling über die gesamte Länge des Dachs – der 4,83 Meter lange und 1,85 Meter hohe Ford Grand Tourneo Connect biegt als stattliche Erscheinung um die Ecke. Die typische Kastenform kaschiert er mit einer seitlichen, leicht nach hinten ansteigenden Vertiefung im Blechkleid. Praktische Schiebetüren auf beiden Seiten sind serienmäßig.

Antrieb

Beim Anwerfen des Motors durch einen beherzten Druck auf den Start-Knopf fällt auf, dass die Ford-Ingenieure Wert auf Geräuschdämmung gelegt haben: Der kernige Klang des 1,5-LiterTurbodiesels dringt nur angenehm gedämpft in den Innenraum. Ein serienmäßiges Start-Stopp-System stellt den Motor automatisch ab, sobald das Auto steht – also beispielsweise im Stau oder an einer roten Ampel. Sobald das Gaspedal betätigt wird, springt der 120 PS/88 kW leistende Selbstzünder wieder an. Der Diesel geht schwungvoll zu Werke: Das maximale Drehmoment von 270 Newtonmetern bedeutet in allen Alltagssituationen genügend Kraftreserven.

Beitragsbild/ Foto: Paul-Janosch Ersing

Assistenzsysteme

Das umfangreiche Angebot an Fahr-Assistenten ist in der Klasse der Hochdachkombis keinesfalls selbstverständlich. Auf Wunsch stattet Ford den Grand Tourneo Connect mit einem Toter-Winkel-Warner oder einem intelligenten Geschwindigkeitsbegrenzer aus, der das voreingestellte Tempo mittels Verkehrsschilderkennung automatisch anpasst.

Der so genannte Pre-Collision-Assist beobachtet Fahrzeuge, Fußgänger und Radfahrer. Bei einer drohenden Kollision wird der Fahrer gewarnt. Reagiert er nicht, bremst das System automatisch und kann einen Zusammenprall vermeiden. Der Einpark-Assistent lenkt das Auto automatisch in Parklücken – egal, ob sie längs oder quer zur Straße liegen.

Innenraum

Der Grand Tourneo Connect ist ein um vierzig Zentimeter verlängerter Tourneo Connect. Der Zuwachs vergrößert den Kofferraum und schafft Platz für eine dritte Sitzreihe, wodurch bis zu sieben Personen einsteigen können. Dank des größeren Türausschnitts der Schiebetüren erhöht sich nicht nur die Vielfalt möglicher Verladehilfen, auch der Zugang nach ganz hinten wird deutlich einfacher.

Die Sitze der zweiten Reihe sind im Verhältnis 60:40 geteilt, sodass im Falle des Ladeboy-Einbaus der Einzelsitz auf der Beifahrerseite weiter genutzt werden kann. Um einen ebenen Ladeboden zu erhalten, können die beiden Plätze ganz hinten einfach nach vorne geklappt werden. Dank eines ausgefeilten Mechanismus versinken ihre Sitzflächen dabei nach unten.

In der siebensitzigen Version bleiben 322 Liter fürs Gepäck. Bei umgeklappter dritter Reihe steigt das Volumen dachhoch auf 1 287 Liter, als Zweisitzer genutzt auf 2 620 Liter. Praktisch: Leichte Alltagsgegenstände finden in der gut zugänglichen Dachablage-Galerie oberhalb der beiden Vordersitze Platz.

Multimedia

Das Kommunikations- und Unterhaltungssystem der aktuellen Generation trägt bei Ford den Namen Sync3. Gegen Aufpreis (1 020 Euro) beherrscht es satellitengestützte Navigation und zeigt auf dem berührungsempfindlichen SechsZoll-Monitor das Bild der Rückfahrkamera.

Die Inhalte von Smartphones können wahlweise per Android Auto oder Apple Carplay wiedergegeben werden. Mit der in die Armaturentafel integrierten induktiven Ladestation lassen sich Akkus entsprechender Geräte kabellos mit Strom füllen.

Beitragsbild/ Foto: Paul-Janosch Ersing

Fahreindruck

Auf dem Fahrersitz fällt zunächst auf, wie übersichtlich der Hochdachkombi trotz seiner stattlichen Abmessungen ist. Die analogen Rundinstrumente – also Tacho, Drehzahlmesser, Kühlwassertemperatur und Tankanzeige – sind dank vergleichsweiser großer Ziffern gut ablesbar. Lediglich an die blau beleuchteten Zeiger muss man sich etwas gewöhnen.

Gangwechsel erledigt die Achtstufen-Automatik kaum merklich, gewünschte Richtungsänderungen vollführt die leichtgängige Servolenkung erfreulich präzise. Als angenehmes Helferlein erlebten wir den Berganfahrassistenten: Er verhindert, dass das Auto beim Anfahren an Steigungen ungewollt zurückrollt.

Um im Fall der Fälle verlässlich verzögern zu können, ist der Grand Tourneo Connect vorn und hinten mit Scheibenbremsen ausgerüstet. Das unterscheidet ihn von einigen seiner Wettbewerber, die an der Hinterachse mit Trommelbremsen unterwegs sind. Apropos Wettbewerber: Weil der Hochdachkombi auf der technischen Basis des bis 2019 produzierten Kompaktvans Ford C-Max aufbaut, weicht sein Fahrverhalten von dem vieler anderer leichter Nutzfahrzeuge ab, die eher als robuste Lastenesel gedacht sind.

Er bewegt sich nämlich eher wie ein komfortabler Pkw über die Fahrbahn. Vor allem die Konstruktion von Vorder- und Hinterachse sowie der lange Radstand tragen zur satten Straßenlage bei. Selbst größere Unebenheiten bügelt das Fahrwerk souverän aus, ohne dabei zu weich einzufedern.

Beitragsbild/ Foto: Paul-Janosch Ersing
Beitragsbild/ Foto: Paul-Janosch Ersing

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