Mit Kind am Ruder

von Margarethe Quaas

Edina Müller ist Olympionikin und glückliche Mutter

Edina Müllers Schwangerschaft war nicht nur geplant, sondern unterlag eigentlich einem bestimmten Zeitfenster: Als Berufsportlerin hatte sie vor, bei den paralympischen Spielen in Tokio im Parakanu auf 200 Meter Sprint anzutreten. Um diesen sportlichen Traum Realität werden zu lassen, wurde die Kinderplanung zeitlich eingegrenzt. Ein Jahr gab sich das Paar – und es passierte nichts.

Mit einem Lachen erinnert sich Edina Müller an die darauffolgende Zeit im Trainingslager: »Ich hab das vorher schon gespürt, ich habe meinen Herzschlag deutlicher gespürt. Nicht unangenehm, nur irgendwas war anders.« Sie wollte sich nichts einreden, machte aber vorsichtshalber einen Test. Das Ergebnis: positiv. »Das war schon Wahnsinn.« In diesem Moment war ihr Trainer an ihrer Seite. Seine Reaktion: »Als Trainer muss ich erstmal schlucken, aber als Freund freue ich mich natürlich riesig für dich.« Die sportlichen Bedenken konnte er ihr schnell nehmen: »Wenn du Tokio versuchen möchtest, stehe ich hinter dir.«

Ihre beiden Wünsche gehen nun in Erfüllung: Mutter sein und Olympionikin. Wie organisiert sie das? Ihre Mutter fährt mit in die Trainingslager, und zu Hause kann sie sich den Tag als Einzelsportlerin selbst einteilen. »Wenn mein Sohn Liam Mittagsschlaf macht, bin ich auf dem Ergometer oder habe Krafttraining.«

Abends ist der Partner da, »dann haben die beiden eine Stunde Vater-Sohn-Zeit, und ich bin auf dem Wasser.« Durch ihre sportliche Karriere, erst im Rollstuhl- Basketball und nun im Parakanu, hat sie viele Kontakte zu anderen Frauen, die sich auch ihren Kinderwunsch erfüllt haben. Mit ihnen konnte sie sich austauschen und auch über Bedenken sprechen, wie zum Beispiel: »Was, wenn das Kind wegläuft?«

Edina Müller ist ab der Hüfte gelähmt und auf ihren Rollstuhl angewiesen. »Die Kinder wissen das«, entgegnet sie auf ihre damaligen Bedenken. »Mein Sohn begibt sich in keine Situation, in der ich ihm nicht helfen kann.« So zum Beispiel, als sie eine riesige Sandhalle besuchten. »Sonst geht er irgendwo hin, wo ich hinkomme. Dort kam ich nicht weiter«, blickt Edina zurück. »Dann ist er auch nicht weitergegangen.«

Was sie anderen Frauen mit Kinderwunsch mitgibt? »Ich glaube schon, dass es die schönste Erfahrung ist, die man im Leben machen kann«, strahlt sie und rät: »Man sollte sich gut informieren, damit man selbst ein gutes Gefühl und Sicherheit hat.« Und sie empfiehlt den Austausch mit anderen Müttern: »Es gibt so viele, auch höher gelähmte Frauen, bei denen es super klappt. Ich würde das alles etwas lockerer angehen, weil sich viele Sachen finden und regeln.«

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