Trend zur Digitalisierung

von Gabriele Wittmann

Internationale Entwicklungen auf der Rehacare

In Düsseldorf geht demnächst die Messe Rehacare an den Start. Vom 14. bis zum 17. September sind neben Diskussionsrunden auch Hilfsmittel aus aller Welt zu sehen. Wir sprachen mit Direktor Hannes Niemann über aktuelle Entwicklungen.

Gestell eines Rollstuhls, davor Turnschuhe
Foto: Messe Düsseldorf / ctillman

Die Messe Rehacare in Düsseldorf wird diesen Herbst wieder sehr international. Über 700 Aussteller zeigen in Düsseldorf drei Tage lang ihre Produkte: Aussteller aus Taiwan, Großbritannien, Kanada, Dänemark und vielen weiteren Ländern. »Wir haben Anfragen aus südamerikanischen Ländern, die gerne kommen möchten«, so der Direktor der Rehacare International, Hannes Niemann. Im Fokus stehe aber vor allem Asien.
Vor allem aus Südkorea erwartet Hannes Niemann spannende Produkte. Seit 2018 hat sich dort viel getan: »Der asiatische Raum ist deutlich durchdigitalisierter«, weiß Niemann. Dort sei die Entwicklung technischer Hilfsmittel sehr weit fortgeschritten, auch, was digitale Teilhabe und digitale Assistenz angehe. »Die Entwicklung von Apps und Künstlicher Intelligenz geht dort rasant voran«, so Niemann. »Ich glaube, da können wir mit Spannung erwarten, was uns da mitgebracht wird.«

Neuer Markt China

Auch China wird für die Hilfsmittelentwicklung immer wichtiger. »Wir pflegen auch dort langjährige geschäftliche Beziehungen«, so Hannes Niemann. »Es wäre ein guter Aufschlag, nach den dortigen Paralympics zum ersten Mal die Rehacare auch in Shanghai stattfinden zu lassen.« Der neue Ableger in Shanghai ist für den September geplant, allerdings, so Niemann: »Aufgrund der harten Lockdown-Politik Chinas muss der Zeitpunkt vielleicht noch verschoben werden.« Sicher ist aber: Der Markt in China wird expandieren, und die Rehacare ist dabei.

»Der Markt in China muss sich erst mal entwickeln«

Wie aber sieht es mit den Menschenrechten in diesen Ländern aus? Die Zusammenarbeit mit Moskau hat die Rehacare wegen des Krieges in der Ukraine bereits ausgesetzt. Wie steht es um die aktuelle Kritik des Umgangs der chinesischen Regierung mit den in Internierungslagern inhaftierten muslimischen Uiguren? »Wir beobachten natürlich in solchen Fällen stets die Lage und werden, falls notwendig, angemessen reagieren«, verspricht Niemann.

»Exoskelette für berufliche Teilhabe«

Eine andere Frage wäre die nach der Vertrauenswürdigkeit billiger Produkte »made in China«. Niemann ordnet die Frage ein: »Das muss sich erst mal entwickeln, dass sie sich dort mit westlicher Qualität messen können.« Das Potential für hochpreisige Produkte sei noch nicht gegeben, der Markt befinde sich erst noch in der Entstehung. Die chinesische Regierung habe aber den Bereich Gesundheit und Medizin in den Fokus gerückt, weil durch die jahrzehntelange Ein-Kind-Politik die demografische Lage noch wesentlich dramatischer ist als in Europa. Aber, so Niemann: »Wir haben gesehen, wie dynamisch sich dieser Markt in den vergangenen zehn Jahren entwickelt hat. Was bei und Jahrzehnte gedauert hat, wird dort rasant nachgeholt.«

Besucher vor den Fahrrädern auf der Rehacare Messe in Düsseldorf
Foto: Messe Düsseldorf / ctillman

Täglich wechselnde Themen

Neu auf der Rehacare ist die Bühne »Products & News« mit wechselnden Schwerpunkten. Hier wird jeden Tag ein anderes Thema vorgestellt: Mal geht es um Kinderhilfsmittel, mal um Autoumbauten, um Bauen und Wohnen, um Reisen, um Arbeit und Beruf und um Hilfsmittel. All diese Themen werden natürlich auch auf den über 900 Ständen präsentiert. Beim Zukunfts-Thema »Exoskelette« liegt der Schwerpunkt diesmal auf der industriellen Anwendung: Welche Möglichkeiten bieten Exoskelette für die berufliche Teilhabe? Wie können sie die Arbeit für Menschen mit Behinderungen erleichtern? Wie der technologische Fortschritt hier Menschen unterstützen kann, das zeigt das Fraunhofer Institut gemeinsam mit den Landschaftsverbänden Rheinland und Westfalen-Lippe.

Kopf aus durchsichtigen Material mit Elektroden und einem Tablet

Folgen der Pandemie

Die Rehacare ist für ihre Diskussionsforen bekannt. In der diesjährigen Ausgabe bestimmen drei Themen das Feld auf dem Forum. Da sind zum einen die Erfahrungen aus der Pandemie: Wie gut lief die Versorgung? Diese Frage beleuchten Hilfsmittelhersteller, Vertreter der Krankenkassen und Verbraucher aus ihren jeweiligen Perspektiven. Die Ergebnisse sollen anschließend der Politik gespiegelt werden.

»Einiges steht im Nachgang online«

Ein zweites Diskussionsthema ist die Schwerbehindertenvertretung: »Eigentlich wollten wir 100 Jahre Schwerbehindertenvertretung feiern«, so Niemann. »Jetzt werden es nach der Corona-Pandemie eben 102 Jahre.« Wie hat sich das Thema im Rückblick entwickelt? Und was könnte man in Zukunft besser machen? Darüber werden Fachleute diskutieren. Ein drittes Thema ist Long Covid: Welche Ansätze gibt es in der Behandlung dieser relativ jungen Erkrankung? Hier soll es einen Erfahrungsaustausch geben zwischen Betroffenen, Experten und Vertretern der Politik. Die Messe ist riesig, man muss also einige Meter machen, um das Gewünschte zu sehen. Wird es auch wieder möglich sein, die Rehacare online zu verfolgen? »Das war für uns eine Erkenntnis aus den vergangenen zwei Jahren«, sagt Niemann. »Auch unabhängig von der Pandemie ist es für einige nicht möglich, selbst zu kommen.« Deshalb werden manche Ereignisse auf den Bühnen oder auch vom Aussteller selbst als Videoaufnahme im Nachgang zur Verfügung gestellt.

Eine Person sitzt in einem schwarz-grünem Rollstuhl mit dem Rücken zugewandt

Tickets und Infos:
Rehacare Messe Düsseldorf, Am Staad
(Stockumer Höfe), 40474 Düsseldorf
www.rehacare.de

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